Hoch die internationale Solidarität!

Der am 16.6. vorgestellte Bericht des UNHCR stellt fest, dass derzeit 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind. So viele wie noch nie.

Syrien, Afghanistan, Venezuela, Sudan, Myanmar, Ukraine. Bewaffnete Konflikte und Kriege sind weiterhin die Fluchtursache Nummer eins. Doch auch die Klimakrise zwingt unzählige Menschen zur Flucht. Wie hoch die Zahl der Klimaflüchtlinge derzeit ist und wie stark sie steigen wird, ist kaum messbar. Klar ist, dass sich in den kommenden Jahren noch mehr Menschen dazu entscheiden oder gezwungen werden, ihre Länder zu verlassen.

Wann und warum auch immer Menschen zur Flucht gezwungen sind oder sich freiwillig dafür entscheiden, ihr Zuhause zu verlassen, das Recht auf Leben und Schutz gilt für alle unabhängig des Herkunftslandes oder des Fluchtgrundes.

Landes- und Kontinentalgrenzen sollen für Menschen auf der Flucht offen sein, Pushbacks und illegale Inhaftierungen gehören verboten und müssen strafrechtlich verfolgt werden und alle Schutzsuchenden müssen zur Einreise fair und diskriminierungsfrei geprüft werden, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Geschlecht oder Herkunftsland.

Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 folgte eine internationale Solidarität und ehrenamtliche Hilfsangebote.

Wie sehr nehmen wir die Menschen wahr, die in Geflüchteten-Camps auf griechischen Inseln unter unmenschlichen Bedingungen leben müssen? Was unternehmen wir gegen steigende Todeszahlen von Flüchtlingen auf den Meeren? Was wissen wir über diejenigen, die quasi als Nachbar*innen in Sammelunterkünften ausharren müssen?

Bilal Jaffal ist in der Nacht zum 19.5. in einer Chemnitzer Sammelunterkunft gestorben. Geflüchtete aus diesen Unterkünften berichten von Suiziden in den Unterkünften – wie hoch die Fallzahl tatsächlich ist, ist nirgends öffentlich erfasst. Manche von ihnen leben seit fast zehn Jahren in solchen Unterkünften. Ohne Privatsphäre, unter ständiger Beobachtung und in einer durch das System bewusst geschaffenen Isolation und Segregation zur Mehrheitsgesellschaft. Inklusion und Perspektiven Fehlanzeige.

So sollten wir uns alle als Teil des Gesamten fragen, welche Stellung wir im gesamtgesellschaftlichen und politischen System einnehmen. Welche Position nehme ich als weiße Person ohne Migrations- und Fluchthintergrund in dieser Gesellschaft ein? Welche Faktoren lösen die eigene Betroffenheit aus? Welchen Mechanismen folge ich, wenn ich bereit bin oder ich aber nicht anprangere, dass jährlich Tausende auf der Flucht über das Mittelmeer sterben? Wieso wird unterschieden, bewusst sowie unbewusst, zwischen PoC-Geflüchteten und weißen? Und wie gehe ich als Einzelne*r damit um?

Konflikte, Vertreibung und Kriege können wir nicht beenden, aber wir können jenen helfen, die schuldlos an den Folgen leiden.

Ich fordere: Rassistische Kontinuitäten und institutionellen Rassismus klar benennen und sich dem entgegenstellen, Sammelunterkünfte schließen und Chemnitz zum Sicheren Hafen erklären!