Aus dem Stadtrat vom 21.7.: Wir alle für 1,5 Grad

Der Klimawandel ist da. Das lässt sich angesichts der Wetterereignisse in den letzten Wochen nicht leugnen. Die Starkregen und damit einhergehenden Sturzfluten in Deutschland oder die massiven Hitzewellen von fast 50 Grad in Nordamerika zeigen deutlich, dass es nicht mehr fünf vor 12 ist, sondern schon 5 nach 12. Daher ist es unabdingbar, dass wir alle noch mehr Anstrengungen in den Klimaschutz legen müssen.

Uns ist bewusst, dass der vorliegenden Antrag sehr plakativ ist und mit einem Schriftzug „Wir alle für 1,5 Grad“ die Erderwärmung nicht gestoppt wird. Der Schriftzug soll eher als Signal an uns alle gedacht sein. Sowohl den Chemnitzer:innen als auch allen Menschen, die in der nächsten Zeit unsere Stadt besuchen, soll deutlich gemacht werden, dass wir die Klimakrise und die unbedingt nötige Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius sehr ernst nehmen und wir dies nur gemeinsam bewältigen können.

Die Vorteile des 1,5‑Grad-Zieles liegen ja auf der Hand:
• Eine weniger starke Zunahme von Durchschnittstemperaturen, Hitzeextremen, Dürren, Starkniederschlägen und Niederschlagsdefiziten.
• Der Meeresspiegel würde bei Erreichen des 1,5‑Grad-Ziels um 0,1 Meter weniger ansteigen als beim Erreichen des 2‑Grad-Ziels.
• Es würden weniger Arten aussterben, die Schäden an Ökosystemen an Land, im Süßwasser und an Küsten wären geringer.
• Geringere Risiken für die menschliche Gesundheit und Sicherheit, die Lebensgrundlagen, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung und für das Wirtschaftswachstum.
• Es wären weniger Anpassungen an das neue Klima nötig.

Natürlich sind wir in der Stadt in den letzten Jahren nicht untätig gewesen: Gewässerrenaturierungen, Stärkung ÖPNV und Radverkehr, Flächenentsiegelungen, Baumpflanzungen, klimagerechtes Bauen, Einsatz biogener Brennstoffe, etc. Dass alles ist im Integriertem Klimaschutzprogramm der Stadt nachzulesen. Aber mehr geht immer.

Mehr MUSS auch gehen, weil eben die extremen Wetterereignisse immer häufiger werden und eine aktuelle Studie auch zeigt, dass von den mehr als 400 Klimaszenarien, die im 1,5°C‑Bericht des Weltklimarats ausgewertet wurden, nur etwa 50 Szenarien ein deutliches Überschreiten von 1,5°C globaler Erwärmung vermeiden.

Mit dem Schriftzug wollen wir, dass die Stadt ein Signal nach außen sendet, dass sie weitere Anstrengungen im Klima- und auch Artenschutz angeht. Gerade auch als Kulturhauptstadt haben wir hier eine Verantwortung.
Es soll aber auch nochmal als ein Signal an alle Menschen in dieser Stadt gehen, selbst aktiv zu werden. Denn wie sagt man so schön, auch Kleinvieh macht Mist. Jede Strecke, wo man das Auto stehen lässt, hilft. Jede Blume und Tomatenpflanze, die man auf dem Balkon pflanzt, hilft. Saisonale Produkte vom Erzeuger nebenan kaufen, hilft. Heizung runterdrehen, so dass die Raumtemperatur um ein Grad gesenkt wird, hilft.

Werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,

lassen sie uns heute zeigen, dass die Stadt Chemnitz die Gefahr des Klimawandels ernst nimmt und sich dem 1,5‑Grad-Ziel anschließt. Und dass der Klimaschutz in unserer Stadt auch immer präsent und im Bewusstsein aller ist. Daher bitte ich sie um Zustimmung zu unserem Antrag.