Aus dem Stadtrat vom 10. Mai: Standortentscheidung Kooperationsschule mit Verlegung der Annen-Grundschule

Die uns heute hier vorliegende Vorlage zur Standortentscheidung von 3 Chemnitzer Schulen ist keine leichte Vorlage, wo man mit einfachem Handheben zustimmt oder ablehnt. Denn sie beinhaltet Licht und Schatten, gute, aber eben auch diskussionswürdige Punkte.

Fangen wir mit dem einfachsten an: Die Annen-Oberschule kann wie geplant – alleine – an den neuen Standort an der Vetterstraße ziehen und dort ihr geplantes Konzept als neue Marianne-Brandt-Oberschule umsetzen. Das ist insoweit positiv hervorzuheben, dass dadurch die Schule wirklich die Inklusion von allen Schüler:innen leben kann, die sie sich vorgenommen hat und damit auch eine Vorbildwirkungen für andere Schulen entfalten kann.

Kommen wir nun zur Kooperationsschule, die ja Ausgangspunkt für diese Vorlage ist. Natürlich ist die zukünftige Unterbringung in der Brauhausstraße nicht das, was sich zu Beginn der Einrichtung der Schule von allen gewünscht wurde. Aber wir wissen alle, warum es nicht zum geplanten Neubau kommen konnte. Die nun vorgeschlagene Alternative ist dennoch für Schulleitung, Schüler:innen, die Lehrerschaft und die Eltern ein guter Kompromiss. Zum einen haben sie jetzt endlich eine feste Zukunftsperspektive, wo die Schule weiter aufwachsen und endlich ihr Konzept einer wirklichen Gemeinschaftsschule so umsetzen kann, wie sie es ursprünglich geplant hat. Und zum anderen können sie den Ausweichstandort in Borna verlassen, wo wir ja die vielen Probleme kennen die aktuell bestehen bzw. zeitnah auf uns zugekommen wären. Ich möchte da nur die Schülerbeförderung nennen oder dass das Gebäude schon im nächsten Jahr zu klein geworden wäre. Natürlich muss auch die Kooperationsschule am neuen Standort Kompromisse eingehen. So ist die Turnhalle vor Ort für alle Klassen zur Nutzung zu klein, so dass andere Turnhallen in der Umgebung mit genutzt werden müssen. Aber auch das sind alles Dinge die man langfristig weiter besprechen kann.

Dazu auch meine/unsere Bitte an die Verwaltung: Bitte beteiligen Sie auch weiterhin Schulleitung und Elternrat bei den weiteren Planungen zu dem neuen Standort. Damit frühzeitig mögliche Probleme erkannt und beseitigt werden können und die Kinder nächstes Jahr in ein Schulgebäude einziehen können, was zum Konzept der Schule passt.

Nun zum größten Problemkind dieser Vorlage: Die Annen-Grundschule. Nun könnte man flapsig sagen, ist doch alles ok. Die ziehen temporär in eines der schönsten Grundschulgebäude der Stadt. Aber so einfach ist es nicht. Ja, mit dieser Idee haben wir Zeit gewonnen eine tragfähige Zukunftslösung für diese Schule zu erarbeiten. Aber es ist dennoch eine große Umstellung für alle Betroffenen. Beginnen wir mit dem Schwerwiegendsten – dem Schulweg. Natürlich ist es eine riesige Umstellung und für viele Kinder ein längerer Schulweg, der dann sogar mit der Bahn absolviert werden muss. Hier können wir die Kinder und ihre Eltern nicht im Regen stehen lassen, weshalb wir den Änderungsantrag eingebracht haben, dass denjenigen die den Bedarf haben, auch eine Schülerbeförderung und/oder Schulwegbegleitung zur Verfügung gestellt wird. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, wenn man so in den Schulalltag eingreift. Bei anderen Schulen, die aufgrund Sanierung oder wie im Falle der Kooperationsschule bei Nichtbau, anderweitig untergebracht werden müssen, wird das ja auch seitens der Verwaltung organisiert. Uns ist bewusst, dass das Schulverwaltungsamt an dem Thema schon dran ist, aber wir wollen hier auch nochmal deutlich machen, dass das für uns keine Verhandlungsmasse ist.

Kommen wir zu einem anderen Problem für das wir eine Lösung finden sollten. Die jetzigen Schüler:innen der 1. Klasse hätten nach dem jetzigen Plan in ihrer Schullaufbahn 3 Schulwechsel: jetzt an die Jakobstraße, in 2 Jahren dann wieder an einen anderen Standort und ein Jahr später weiter an eine weiterführende Schule. Lassen Sie uns zumindest für diese eine Klasse überlegen, ob sie evt. das eine Jahr dann an der Jakobstraße weiter unterrichtet werden dürfen. Nur so als Vorschlag in den Raum geworfen…

Und noch weitere Fragen sind aktuell für die Eltern noch ungeklärt: Wie sieht es bspw. mit der Beförderung für die Kinder in den Frühhort aus? Viele Eltern der Schule arbeiten im Schichtsystem und sind darauf angewiesen, dass das Kind den Frühhort besuchen kann.

Auch dafür gibt es wohl schon Lösungen, aber diese sind eben den betroffenen Eltern unbekannt. Daher unsere dringende Bitte an Herrn Burghart und die zuständigen Fachämter: Berufen sie so schnell wie möglich einen Elterninfoabend ein. Nach meiner Kenntnis ist das bisher noch nicht geschehen. Die Eltern sind verunsichert, haben viele Fragen. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Ende letzter Woche diese Petition auf unseren Tischen landet und die Eltern sich gegen diesen Umzug sperren. Das ist ihr gutes Recht und wenn mein Kind auf diese Schule ginge, hätte ich sicher nicht anders reagiert.

Kommen Sie zeitnah ins Gespräch nicht nur mit der Schulleitung und dem Elternrat hinter verschlossenen Türen. Natürlich ging das die letzten Wochen und Monate aufgrund der Nichtöffentlichkeit nicht anders. Aber jetzt müssen wir alle einbeziehen und die berechtigten Sorgen und Nöte der Elternschaft aufnehmen, mit ihnen diskutieren und Lösungen finden bzw. die schon vorhandenen ihnen präsentieren. Um die Ängste und Sorgen zu nehmen…

Meine Fraktionsgemeinschaft hat sich die heutige Entscheidung zu dieser Vorlage nicht leichtgemacht, da wir natürlich nicht alle zu 100% glücklich machen können. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile und vielen, vielen Gesprächen mit Verwaltung und den Betroffenen, wird meine Fraktionsgemeinschaft der geänderten Vorlage zustimmen und bittet auch um Zustimmung zum Änderungsantrag bzgl. der Schülerbeförderung. Mit unserer Zustimmung erwarten wir aber eben auch, dass jetzt nicht einfach ein Haken an die Sache gemacht wird, sondern wir in der Causa Annen-Grundschule weiter alle gemeinsam im Gespräch bleiben – Politik, Verwaltung und Schule. Damit nicht nur die Schüler:innen der Marianne-Brandt-Oberschule und der Kooperationsschule in eine gute schulische Zukunft blicken können, sondern eben auch die Kinder der Annen-Grundschule.