Aus dem Stadtrat vom 13.03.2024: Ernestine Minna Simon

Ernestine Minna Simon ist nicht durch große Worte berühmt geworden. Allgemein wissen wir heute recht wenig über ihr Leben. Sie teilt das Schicksal und die Stellung der Menschen der unteren Klassen, und insbesondere deren Frauen, in der Geschichte. Eine Geschichte die zwar viel über Könige, Feldherren oder Industriekapitäne zu berichten weiß, aber wenig über die, die deren Entscheidungen ausbaden mussten.

Minna Simon ist aber eben nicht nur Objekt der Geschichte, sondern durch ihr Engagement in Erinnerung geblieben: Sie gilt als erste Streikführerin der deutschen Geschichte, beim Streik der Arbeiterinnen und Arbeiter der Chemnitzer Aktienspinnerei von 1883. Dass der Arbeitstag heute im Regelfall 8 Stunden oder weniger und nicht 12 Stunden beträgt, ist Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern wie ihr zu verdanken. Ebenso, dass Frauen nicht mehr nur den halben Lohn der Männer bekommen, auch wenn in Sachen der Lohngerechtigkeit durchaus noch Luft nach oben ist.

Das Thema Frauen und Gleichberechtigung war in den letzten Tagen wieder omnipräsent durch den Frauentag und den Equal Pay Day. Es reicht aber nicht, dies nur an zwei Tagen im März zu debattieren, sondern die Erfolge von Frauen und die mangelnde Gleichberechtigung müssen 365 Tage im Jahr thematisiert werden.

Daher haben wir den Antrag gerne mit eingereicht, verbindet er doch für uns 2 Sachen mit einander. Zum einen rückt er wieder eine berühmte Chemnitzerin ins Licht der Aufmerksamkeit, die etwas Wichtiges für die Frauen- und Arbeiter:innenbewegung geleistet hat.

Zum anderen erhöht er die Frauenquote bei der Benennung von Orten an unserer Technischen Universität. Gerade im Wissenschaftsbetrieb braucht es eine stärkere Sichtbarmachung von Frauen. Gute Vorbilder gibt es eigentlich genug – bspw. Margarete von Wrangell, Lise Meitner, Martha Chase. Wenn aber bisher unsere Uni-Gebäude nach Wissenschaftlern benannt wurden, dann nur nach Männern.

Wir hoffen, dass die Universität sich wohlwollend unserem Ansinnen annimmt und dies vielleicht auch zum Anlass nimmt, weitere universitäre Orte nach Wissenschaftlerinnen oder Chemnitzer Frauen zu benennen.